Authentische Fotos brauchen Empathie und Zeit

Nina Behr - 28.03.2020

Früher oder später werden wir alle mal mit einem Fotografen konfrontiert.

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Das beginnt für viele mit den ersten “professionellen Fotos” im Kindergarten. Die vom Fotografen gewählte Szenerie hat sich in unser Gehirn eingebrannt. In meinem Fall waren es einmal Strohballen vor einem nach Stall aussehendem Hintergrund. Und als wäre das nicht genug – hatte ich natürlich passend dazu meinen Lieblingspferdepullover an. Da saß ich dann im zarten Alter von vier oder fünf Jahren mit meinem Pferd auf der Brust im Stall und habe in die Kamera gelächelt.

Meine Eltern haben dann ein ganzes Werbepaket ihres Kindes kaufen können. Neben dem klassischen Portraitfoto gab es tolle Druckerzeugnisse wie einen Taschenkalender im praktischen Kreditkartenformat, einen Abzug, auf dem neben mir auch noch Blumen und Marienkäfer abgebildet waren, oder die allseits geliebte Sepiaaufnahme, die auch Mama immer am besten fand.

In den darauffolgenden Jahren kam es immer wieder zu einer Begegnung mit Fotografen. Meistens in der Schule. Ich erinnere mich an die Fotos in der zehnten Klasse. Wir hatten für knapp 30 Kinder ein Zeitfenster von nicht mal einer Unterrichtsstunde – also weniger als 45 Minuten. Somit hatte der Fotograf für jedes Kind etwa eine Minute inklusive Begrüßung und Positionierung. Wobei ersteres bei den meisten Fotografen sowieso wegfiel. Man stand dann wartend in der Schlange – natürlich alphabetisch sortiert – und hat darauf gewartet dranzukommen. Dem Vorgänger konnte man immer noch etwas abgucken, unangenehm war es trotzdem.

Nun ist es natürlich immer eine Zeitfrage. Das Ziel eines Schulfotografen ist es in erster Linie eine nett gestaltete Bestandsaufnahme der Schüler anzufertigen. Da können viele Ansprüche eines Individuums natürlich nicht berücksichtigt werden. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass uns diese Art von Fotos so prägnant im Gedächtnis bleibt: Weil wir unzufrieden mit dem Ergebnis waren.

Sei es das Passbild oder ein Bewerbungsfoto - irgendwann braucht man immer mal ein aktuelles Abbild seiner selbst. Die wenigsten Menschen in meinem Umkreis kamen freudestrahlend und sich selbst feiernd aus dem Fotostudio. Was man stattdessen oft hört: "Das ist nicht authentisch", "das wirkt künstlich", "darauf sehe ich fett aus". Woran liegt das?

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Für die überzeugende und eindrucksvolle Fotografie braucht es eben deutlich mehr Empathie als man glaubt.

Das ist es, was viele unterschätzen. Wie soll jemand dich nicht kennen, auf Anhieb das Beste aus dir rausholen und dich dann mit einem wirklich guten Foto, auf dem du dich wiedererkennst und schön findest, nach Hause schicken? Dazu braucht man Zeit.

Offensichtlich gibt es viele Fragen, die man sich stellen kann und auch sollte, wenn man gute Fotografie betreiben will. Das haben wir getan und tun es ununterbrochen, stellen auch unsere gefundenen Antworten immer wieder auf die Probe, um eine solide Grundlage für unsere Arbeit zu schaffen. Welchen Zweck soll ein Foto erfüllen? Wo möchtest du es platzieren? Was macht dich als Menschen aus und wie möchtest du gesehen werden? Das sind Fragen, die wir zum Teil vor oder während des Shootings klären.

Es ist ein bisschen wie ein Blind-Date. Man telefoniert, spricht über einen Termin und sieht sich dann zum allerersten Mal “in echt”. Für uns ist es sehr wichtig, direkt auf der “Du-Ebene” zu kommunizieren. Dadurch bauen wir von Anfang an eine persönliche Ebene auf und können lockerer miteinander sprechen. Es geht darum, dass der Mensch vor der Kamera beginnt, sich zu öffnen. Sobald man sich wohlfühlt und Vertrauen aufbaut, entspannen sich die Gesichtsmuskeln und auch die Haltung wird natürlicher. Unser Ziel ist dann ein Foto, das widerspiegelt, wen wir in der letzten Stunde kennengelernt, und was wir wahrgenommen und empfunden haben. Alle positiven Eigenschaften sollen erhalten bleiben, keiner soll sich verstellen müssen, sondern eben die natürliche und damit beste Version seiner selbst sein.

Wir zeigen immer wieder die entstandenen Fotos und kriegen somit ein Gefühl für den persönlichen Geschmack des Menschen. Mag sie sich lieber mit offenen Haaren? Findet er sich zu dick oder mag er seine linke Gesichtshälfte lieber als die rechte? Findet sie es schrecklich, wenn sie lacht oder will sie etwas bestimmtes darstellen? Es gibt so viele unterschiedliche Komplexe,denen wir immer wieder entgegenzuwirken versuchen. Manchmal ganz einfach durch eine andere Positionierung und manchmal auch durch ein ehrliches Gespräch. Irgendwo hat jeder eine positive Wahrnehmung von sich selbst versteckt (wenn auch manchmal in der abgelegensten Ecke verborgen) und genau diese gilt es zum Ausdruck zu bringen.

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Unser Anspruch an ein gutes Foto ist also weit mehr als eine professionelle Lichtsituation.

Das sollte unserer Meinung nach für jeden Fotografen die Basis bilden. Worauf es wirklich ankommt, sind Empathie und Zwischenmenschlichkeit. Nur wer auf dieser Ebene arbeitet, kann einen Einblick ins Innere des Menschen erhaschen, der sich vor seiner Kamera befindet. Sobald Vertrauen herrscht, hast du als Fotograf den größten Spielraum. Und das gilt es sich erst einmal zu erarbeiten. Oberflächlichkeit und Zeitdruck sind hier grundsätzlich fehl am Platz.

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